Der vermeintliche Traumprinz kniete vor ihr nieder und...Was ist eigentlich ein Fetisch und wie geht man damit um?
Hier wird’s heiß – alles rund um Liebe, Sex und Beziehungen gibt es ab jetzt von unserer Expertin Louisa Noack, Paar- und Sexualtherapeutin. Was ist eigentlich ein Fetisch, wie entsteht er? Ist so etwas krank oder gefährlich? Hier erfährst du, wie du damit umgehst.
Neulich erzählte mir eine Freundin, dass sie wohl ihren Traummann gefunden hat. Best Ager, gute Manieren, gepflegtes Äußeres. Ein toller Fang! Mittlerweile seien die beiden sich näher gekommen; das nächste Date sollte bei ihm stattfinden: ein klassischer Kochabend mit Wein, Netflix und… Als die beiden am Herd standen, geschah etwas „Furchtbares“, wie meine Freundin es nannte.
Der vermeintliche Traumprinz kniete vor ihr nieder und – nein, er machte keinen Antrag – er küsste ihre Füße und nahm den großen Zeh in den Mund. Meiner Freundin wurde mulmig, der Appetit verging ihr und mit der Ausrede, sie habe doch morgen früh ihren Zahnarzttermin vergessen, flüchtete sie nach Hause. Das Traumdate wurde laut ihren Worten zum „Alptraum“! Und das nur, weil er ihre Füße geküsst hatte? Ich dachte nach: Ist das ein echtes NoGo? Hätte man nicht darüber reden können? Ist eine Vorliebe für Füße nicht vielleicht auch mit einer netten Fußmassage kombinierbar? Was meinst du?
Von Füßen und Luftballons – Was ist eigentlich ein Fetisch?
Ist dir im Bett schon einmal jemand begegnet, der deinen Kuschelhasen auf dem Nachttisch besonders heiß fand? Oder dir beim Kochen plötzlich die Füße abgeleckt hat? Oder einen Luftballon mit ins Schlafzimmer genommen hat?
Hört sich etwas komisch an, kommt aber häufiger vor, als du denkst.
Ein Fetisch ist eine sexuelle Vorliebe – und zwar meistens objektbezogen. Das heißt, ohne das begehrte Objekt ist keine (oder kaum eine) sexuelle Erregung möglich.
Habe ich also einen Kuscheltier-Fetisch, dann erregt mich tatsächlich das flauschige Fell. Stehe ich auf Luftballons, dann versetzt mich das Anfassen und Quietschen des Gummis in Extase. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ich auch ohne Partner oder Partnerin meine Befriedigung finden kann. Und zwar ausschließlich mit dem begehrten Objekt.
Umfragen und Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 20 bis 40 Prozent aller Menschen einen Fetisch haben. Die Zahlen lassen sich aber nur schwer verifizieren; das Thema ist immer noch ein Tabu und offen darüber reden können die Wenigsten.
Vom Fetisch etwas abzugrenzen ist die Vorliebe. Und da hat wohl fast jeder Mensch eine. Man kann auf Lack und Leder stehen, auf hohe Schuhe, auf unrasierte Beine oder tausend andere Sachen. Auf Spitzenunterwäsche, Boxershorts, weiße Socken, Brillenträger, Tattoo oder Piercings. Aber man steht da eben nur drauf, wenn es eine Person trägt.
Bekanntestes Beispiel: der Fußfetisch
Der oft genannte Begriff „Fußfetisch“ ist deswegen nicht ganz richtig. Jedenfalls wäre es schon sehr abgefahren, abgeschnittene Füße zu begehren. Nein, der Fuß ist am Menschen dran, der Fuß ist lebendig, mit einem Körper verbunden und erregt im Normalfall nur im Zusammenhang mit einer Person.
Der Fußfetisch (der Fachbegriff dafür ist Podophilie, vom griechischen Wort Podo für Fuß) ist die sexuelle Vorliebe für Füße und ist fast ausschließlich Männersache. Ob das an den eher gepflegten Füßen von Frauen liegt? Man weiß es nicht!
Die sexuelle Erregung entsteht durch Lecken an den Zehen, der klassischen Fußmassage oder einem so genanten „Footjob“, wo die Füße des Partners oder der Partnerin am Penis gerieben werden - oder eben andersherum.
Wie intensiv die Vorliebe ausgeprägt ist, ist natürlich von Mann zu Mann unterschiedlich. Der eine mag sie gern anschauen, ein anderer muss sie küssen, streicheln, „benutzen“.
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Wie entsteht ein Fetisch?
Es gibt ganz unterschiedliche Vermutungen der Forscher darüber, wie Fetische und Vorlieben entstehen. Sigmund Freud und andere Psychoanalytiker gehen davon aus, dass durch ein Erlebnis in der Kindheit eine unbewusste Verbindung zwischen Fuß und sexuellen Gefühlen geschaffen wurde. Nehmen wir an, die Mutter schaukelt das Kind in der Wiege mit dem Fuß, während sie auf dem Sofa liegt und ein Buch liest. Ihre Füße vermitteln dem Kind Nähe und Zuneigung. Vielleicht trägt sie sogar keine Strümpfe oder Strumpfhosen – fertig ist die Vorliebe!
Naja, das muss sicher nicht bei jedem dazu führen. Aber immerhin ist es eine Theorie.
Es gibt auch Forschungen aus der Neurobiologie, dass zum Beispiel bestimmte Körperteile Impulse ans Gehirn schicken und damit auch sexuell stimulieren könnten: Ohrläppchen, Achseln und auch Füße.
Wichtig zu wissen: Ein Fetisch oder eine spezielle Vorliebe ist etwas ganz normales. Jeder Mensch ist unterschiedlich, mag andere Dinge. Das gilt fürs Essen und fürs Reisen genauso wie für das Sexleben. Wer einen Fetisch oder eine besondere Vorliebe hat, ist also keineswegs irgendwie komisch, nicht normal oder gar eklig. Die meisten Menschen stehen auf irgendwas Besonderes beim Sex. Es ist erlaubt, was gefällt. Ein Fetisch ist nichts Verwerfliches.
Problematisch wird es allerdings, wenn der Fetisch zwanghaft wird und nur noch das Objekt, also allein der Luftballon oder ein Latexfetzen zu einer sexuellen Erregung und schließlich zum Orgasmus führt. Sex ohne das Objekt wäre dann nicht mehr mit dem Partner oder der Partnerin möglich.
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Nur die Hälfte redet über den eigenen Fetisch
Allerdings redet nur die Hälfte aller Fetischisten überhaupt offen über ihre Vorlieben, die andere Hälfte lebt sie nicht aus und wird auf Dauer unzufrieden. Klar, da schwingt auch etwas Angst mit – was ist, wenn mein Partner oder meine Partnerin meine Vorliebe abstoßend findet? Nicht jeder mag es, die Füße geleckt zu bekommen oder das Ehebett mit Luftballons teilen zu müssen.
Aber da hilft reden. Nicht herausplatzen oder Forderungen stellen – das setzt das Gegenüber schnell unter Druck – sondern vorsichtig nachfragen. Warum nicht mal etwas Neues ausprobieren? Und sich dann vorsichtig rantasten. Solange beide Partner damit einverstanden sind, niemand zu Schaden kommt und sich der Fetisch in das Sexleben integrieren lässt, ist gegen eine sexuelle Vorliebe nichts einzuwenden.
Übrigens: Zu den sexuellen Vorlieben zählen auch so genannte Kinks. Was das ist? Das erfährst du hier.
Und wenn es doch mal wegen einer Vorliebe oder aufgrund von Fetischen Konflikte gibt, kannst du dich immer an einen Profi wenden:
Louisa Noack
Paar- und Sexualtherapeutin
Oder hör' dir Louisas Podcast „Let's Talk About Sex“ an. Passend zum Thema die Folge über „Ballon-Fetisch“: